Über den Trauerfall (18)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Joachim Petrat, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
Frühling 2019
17.04.2019 um 15:13 Uhr von DeborahEin Gedicht über das, was wir sehen
14.01.2019 um 15:29 Uhr von DeborahSieh hinaus,
schaue durchs Fenster und sage mir,
was du siehst.
Du siehst einen wolkenverhangenen Himmel,
graue, dunkel lila und vertrocknete braune Bäume,
unterschiedliche triste Farben.
Die Wolken verdecken das Sonnenlicht.
Du bist im fünften Stock eines Gebäudes,
du kannst über die Dächer, über den Wald, über die Köpfe der Menschen sehen.
Sieh hinaus,
schaue durchs Fenster und sage mir,
was du siehst.
Ich sehe am Horizont den hellblauen Himmel,
weiße Wattewölkchen und vereinzelte Sonnenstrahlen.
Ich sehe Hoffnung,
ich sehe Licht.
Und ich erkenne für mich:
Auch wenn es dunkel wird,
scheint doch immer die Sonne auf einem anderen Fleckchen Erde
und die Sonne wird niemals untergehen.
[von Deborah, 14.01.2019]
Weihnachten 2018
04.01.2019 um 15:04 Uhr von DeborahTrauer nach 1,5 Jahren
04.01.2019 um 15:23 Uhr von DeborahViele denken, dass ich als Tochter weniger trauere als meine Mama bzw. dass ihre Trauer und Verlust viel schlimmer sind als meine. 'Du hast ja noch deinen Sebastian'. Bitte unterschätzen sie niemals die Trauer einer liebenden Tochter!
Ich habe mich im ersten Jahr hauptsächlich um meine Mama gekümmert und sie vor meinen Gefühlen und vor mir selbst gezogen. Ich habe auch geweint und war häufiger auf dem Friedhof, aber ich habe im stillen Kämmerlein getrauert. Für dieses Verhalten habe ich meine Quittung bekommen: Ich war fast 1/4 Jahr krank, habe Angstzustände (auch Panikattacken) bekommen und habe immer noch Probleme -> und das trotz meiner Therapie. 'Was?! Du machst eine Therapie? Wieso?'. Ich hasse diese Frage! Natürlich bin ich Psychologin, aber ich darf auch Probleme und Gefühle haben. Und ich wusste, dass ich ohne diese Therapie niemals über den Tod von Joachim hinwegkommen würde. Und ich bin froh darum, sie gemacht zu haben. Personen, vor allem in meinem Alter, haben Angst Trauernde anzusprechen. Wie hätte ich mich sonst mit jemandem austauschen sollen?! Und man möchte die Stimmung auf einer Party oder bei einem Treffen nicht hinunterziehen. Man ist ja mal froh, etwas anderes zu sehen und zu hören.
Aber jetzt zu meiner Trauer nach 1,5 Jahren.
Die Trauer ist teilweise schlimmer geworden. Feiertage und Geburtstage sind die Hölle! Man macht eine gute Miene, aber sobald man Zuhause ist, ist alles SCHEIßE! Bei mir kam noch hinzu, dass ich meinen Abschluss gemacht, eine neue Stelle angetreten und geheiratet habe. Und bei dem Ganzen konnte er physisch nicht anwesend sein. Wissen sie, wie beschissen sowas sein kann? Nein, das kann nur jemand in meinem Alter und als Halbwaise verstehen. Ich weiß, dass er mega stolz auf mich wäre und bei allem irgendwie dabei war, aber dieses irgendwie...Ich will kein irgendwie. Ich bin ehrlich: Ich will ihn einfach nur noch wiederhaben. Und ich würde alles dafür tun. Aber das Leben spielt nach seinen eigenen Regeln. Also richte ich mich auf und versuche das Beste aus allem zu machen. Ich habe hoffentlich noch 60 Jahre vor mir und das will genutzt werden. Sonst war sein Tod und das von anderen sinnlos.
Und bitte tun sie mir einen Gefallen: Fragen sie nicht nur bei der Tochter nach, wie es der Mama geht. Die Tochter hat auch Gefühle und trauert. Wenn sie bei einer solchen Frage übergangen wird, hilft das nicht gerade weiter...
Grabstein II
04.01.2019 um 15:01 Uhr von Deborah